Mein erster Sammelband

Im Oktober 2020 ist meine erster Sammelband in der Reihe der "Hamburger Studien zu Gesellschaften und Kulturen der Vormoderne" im Franz-Steiner-Verlag erschienen. Das Buch ist dem Problem der ethnographischen Topoi gewidmet, die in den antiken Quellen über fremde Völker in großer Zahl erscheinen. Dabei handelt es sich um körperliche Merkmale, Handlungsweisen oder Eigenschaften des Charakters, die den Angehörigen bestimmter barbarischer Völker von den antiken Autoren zugeschrieben wurden. In vielen Fällen waren diese Zuschreibungen negative Stereotype, die entweder mangels echter Informationen oder gar trotz besseren Wissens verwendet wurden. Hin und wieder lassen sich bestimmte Topoi doch auch auf andere Weise erklären oder sind sogar archäologisch nachvollziehbar. Somit ist die Beziehung zwischen Topoi und der historischen Realität komplizierter als oftmals angenommen. Im Sammelband werden in sieben Aufsätzen unterschiedliche Perspektiven auf den Topos vorgestellt. Am Beginn steht eine Betrachtung des Forschungsstandes und des Begriffes "Topos" selbst, es folgt eine Studie zum Umgang der antiken Autoren mit bereits etabliertem Wissen, das jedoch nur geringe Glaubwürdigkeit besitzt. Im Anschluss werden der Topos des grausamen persischen Herrschers anhand der Strafe des Häutens betrachtet sowie der weit verbreitete Topos der "Perserzerstörung" und seine Wirkmächtigkeit am Beispiel des Pausanias. Das nächste Beitrag hat einige Topoi über die Karthager zum Thema, die bisher oft unkritisch als gegeben hingenommen wurden. Danach werden die bei Tacitus überlieferten Topoi über die Juden mit einigen Aussagen in ägyptischen Papyrusbriefen verglichen. Als letztes werden die Topoi über die Germanen betrachtet, von denen drei auch näher untersucht werden. In der abschließenden Synthese sind einige Merkmale ethnographischer Topoi zusammengetragen, die sich aus den Erkenntnissen der Beiträge verallgemeinern lassen. Auch werden Hinweise gegeben, wie Historikerinnen und Historiker bei der Analyse antiker Quellen mit dem Problem der Topoi umgehen können.